Wie erkläre ich meinen Kindern Politik?

Floyd 3 Kommentare Polit(r)i(c)k

Gut, etwas Zeit habe ich noch, dennoch mache ich mir schon jetzt Gedanken darüber. Meine Hoffnung ist, dass die Politik erkennt, dass der reine Selbsterhaltungstrieb keinen Sinn ergibt. Wer Kinder kennt weiss, dass sie es mit den einfachsten Fragen schaffen einen Erwachsenen völlig aus der Bahn zu werfen. Meist werden dann Ausflüchte gesucht, wie man die Antwort auf die Frage nett umschreiben kann, ohne auf den Kern der Frage einzugehen. Ein imaginäres Gespräch, das so nie stattfinden wird.

Eis essendes Kind - CC BY-SA 2.0 Lars Plougmann

Was sind Parteien?
Schau mal, du, dein Bruder und einige andere Kinder im Kindergarten sind prima Freunde. Ihr versteht euch gut, auch wenn es manchmal Streit gibt. Davon erfahren die Kindergärtnerinnen und die anderen Kinder ausserhalb eurer Gruppe natürlich nichts, denn ihr wollt ja weiterhin zusammen in dieser Gruppe spielen. Wenn doch mal jemand was ausplaudert, dann darf er nicht mehr mitspielen. Einer in eurer Gruppe sagt immer was gemacht wird, welche Spiele gespielt werden. Das ist dann der Häuptling. Und so wie ihr eine Gruppe bildet gibt es auch noch andere Gruppen, die das genauso machen. Wenn ihr dann im Stuhlkreis sitzt, dann sitzen die einzelnen Gruppen immer nebeneinander. Die Kindergärtnerinnen erzählen eine kurze Geschichte und der Häuptling jeder einzelnen Gruppe darf dann etwas sagen. Die anderen Freunde aus seiner Gruppe klatschen ganz oft, wenn ihr Häuptling spricht. Das haben sie zusammen in der Gruppe so geübt. Manchmal, wenn jemand einfach dazwischenruft ermahnt die Kindergärtnerin auch. Störungen mag sie nämlich gar nicht. Aber ihr Kinder findet das toll, wenn man ab und zu auch mal dazwischenruft. Ihr findet das witzig.

Wieso gibt es so viele Politiker?
Das ist ganz einfach. Denke wieder an eure Gruppe im Kindergarten. Jeder aus dieser Gruppe kann etwas besonders gut. Der eine kann malen, der andere kann klettern, wieder ein anderer kann anderen gut auf die Nerven gehen. So ist jeder in der Gruppe etwas ganz Besonderes. In der Politik ist das nichts anderes. Der eine kennt sich besonders gut mit Panzern, Waffen und Gehorsam aus, ein anderer weiss ganz toll darüber bescheid, wie du sicher zum Kindergarten kommst. Dann gibt es welche, die wissen, wie man gesund bleibt und andere, die wissen, wie Autos und Züge am besten zu fahren haben. Für alles gibt es einen Politiker. Und weil es ja diese unterschiedlichen Gruppen gibt, die sich toll verstehen, gibt es diese Menschen, die sich besonders toll bei einem Thema auskennen in jeder unterschiedlichen Gruppe. Und alle 4 Jahre streiten sich diese Gruppen, wer in Deutschland die besten Experten hat. Überall werden Plakate aufgehängt und die „Erwachsenen“ dürfen dann entscheiden wer besser ist. Das nennt man dann Wahlen. Eigentlich geht es nur darum wer auf den Plakaten besser aussieht, aber das sagt niemand so.

Was ist, wenn ich den Vincent toll finde, die Lilly und die Mila aber auch?
Das kommt darauf an. Wenn die alle in einer Gruppe sind, dann ist das gut. Wenn die drei aber in unterschiedlichen Gruppen sind, dann wird es schwierig. In der Politik kannst du zwar viele Leute toll finden, wenn aber Wahlen sind, dann kannst du die nicht alle wählen. Dann musst du dich für eine Gruppe entscheiden. Wenn da dann jemand ist, den du nicht so magst, dann ist das so.

Das ist aber doof, oder?
Bestimmt ist das doof. Aber da sich die Gruppen untereinander eben nicht so gut verstehen ist es nicht so toll, wenn man Politiker aus unterschiedlichen Gruppen zusammenwürfeln würde.

Wieso verstehen sich diese Gruppen eigentlich nicht?
Das machen die Gruppen nur, damit die Menschen sich leichter entscheiden können, welche Gruppe sie gut finden sollen. Deswegen machen die Politiker der unterschiedlichen Gruppen meist Theater. Erinnerst du dich noch an das Pupentheater? So ähnlich ist das. Immer wenn der Vorhang aufgeht, dann unterscheiden sich diese Gruppen und spielen was. Wenn der Vorhang zugeht, dann werden alle Puppen aufgeräumt. Sie kommen alle in eine Kiste. So ist das mit den Politikern in diesen Gruppen auch. Wenn der Vorhang zugeht, dann gehen die alle gemeinsam essen. Aber nur wenn es keiner sieht, denn das darf keiner wissen.

Sind wir pleite?
Stell dir vor du machst mit ganz vielen Freunden einen Ausflug. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint und alle möchten gerne ein Eis. Der Jimmy hat leider seinen Geldbeutel vergessen. Also helfen alle anderen Freunde zusammen und jeder gibt dem Jimmy ein bisschen Geld, so dass er sich auch ein Eis kaufen kann. Denn gemeinsam Eis essen macht doch viel mehr Spaß. Momentan ist es nur ein bisschen blöd, denn stell dir vor nicht nur der Jimmy hat seinen Geldbeutel vergessen. Die Elise, die Nina, der Björn und 5 andere Freunde haben ihren Geldbeutel auch vergessen. Und jetzt müssen Timo und du den anderen viel mehr Geld geben, damit jeder ein Eis essen kann. So viel, dass in eurem Geldbeutel kein Geld mehr ist. Da kann man dann nur hoffen, dass die nicht zu oft ihre Geldbeutel vergessen oder dich beim nächsten Mal auch auf ein Eis einladen, stimmts?

Aber für mich reicht es auch noch für ein Eis, oder Papa? Ich will auch ein EEEEEEEEiiiiiiisssssss!!!

Zugegeben, an den Formulierungen in den Antworten muss ich anscheinend noch arbeiten, denn meine Kinder sollen nicht das Gefühl haben, dass sie nie mehr ein Eis bekommen werden;)

Bildnachweis
Lars Plougmann, CC-BY-NC-ND

3 Meinungen zu “Wie erkläre ich meinen Kindern Politik?

  1. Kinder haben eine wesentlich kleinere Aufmerksamkeitsspanne, als Du denkst. Bei Frage 1 und 2 hätte nicht mal mein 17-Jähriger bis zum Ende zugehört, obwohl der dieses Jahr in Niedersachsen das erste Mal wählen darf.

    1. Stimmt, an der Länge muss ich definitiv noch arbeiten, daher habe ich auch „Ein imaginäres Gespräch“ geschrieben;) Schaffe es nie mich kurz zu fassen;( Ich glaube meine Kinder wären nach dem ersten Satz ausgestiegen und hätten niemals diese Fragen gestellt. Ich will nur vorbereitet sein;)

      Aber mit 17? Ehrlich, da wäre das mit dem Kindergarten vielleicht auch etwas komisch angekommen, oder? ;)

      1. Das mit dem Antworten und dem 17-Jährigen bezieht sich auf alle Lebenslagen. Das Leben mit Kindern wird bestimmt durch kurze klare Ansagen. Kleine Kinder und Pubertierende habe ähnlich gestrickte Hirne – Eine HIrnwindung für alles. Deswegen sind ja auch Diskussionen mit Pubertierenden meist so frustierend für Eltern, wenn die sich nicht locker machen.

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