Herr Bumerang erklärt „Verantwortungsbewusste Erziehung“

Floyd 4 Kommentare Gedankenfetzen, Menschenskinder

In der Nähe unserer Wohnung gibt es einen Platz, der allen Bürgern der Stadt offensteht. Zwei kleine Fußball-Tore und ein Basketball-Spielfeld ziehen Kinder und Jugendliche an. Wir gehen ab und zu zum Fahrradfahren hin, da Sohn 1 und 2 da frei fahren können. Kein Autoverkehr, kein auf dem Gehweg fahren.

Bumerang von paleontour unter CC BY 2.0
Foto: paleontour / CC BY 2.0

Der seltsame Typ mit dem Bumerang

Der Platz ist ungefähr so groß wie ein Fußballfeld. Wir halten uns auf der einen Seite auf, in der Mitte spielen ein paar Jungs Basketball und auf der anderen Seite wirft ein älterer Mann, ich tippe sein Alter auf ungefähr 60, einen Bumerang. Man kennt sich zumindest vom Sehen, denn der Mann ist öfter dort. Wir auch.

Nun, kurz bevor wir wieder nach Hause fahren wollen, machen wir zum Abschluss ein Wettrennen. Von der einen Seite des Platzes zur anderen und wieder zurück. Wir halten bei Herrn Bumerang viel Abstand, doch als wir auf Höhe des Mannes ankommen, ruft dieser laut: „Spielen Sie hier jetzt Fußball?“ Sohn 1 hat zwar einen Ball auf dem Gepäckträger, aber ich verneine seine Frage. Das scheint Herrn Bumerang nicht zu gefallen, denn mit einem „Und was machen Sie dann hier?“ möchte er anscheinend eine Unterhaltung beginnen. Mein Gehirn schickt meinem Mund ein nettes „Fahrrad-Wettrennen“ als Antwort und wir fahren weiter.

10 Meter später drehen wir um und wollen wieder zum anderen Ende fahren. Zack, da steht Herr Bumerang schon wieder und spricht mir die Fähigkeit einer verantwortungsbewussten Erziehung ab. Bumerang kennt die Tricks und Kniffe, mit denen man Eltern ans Bein pinkeln kann. Wir halten an, Sohn 1 und 2 sichtlich irritiert, was denn Herr Bumerang nun eigentlich wolle.

Herr Bumerang:
Sehen Sie nicht, dass ich hier Bumerang spiele? Das ist gefährlich.

Und ich so:
Doch, das sehe ich, deswegen halten wir so viel Abstand.

Herr Bumerang:
Das hier ist aber mein Bereich.

Und ich so:
Der Platz steht allen Menschen offen.

Herr Bumerang:
Aber wenn ich hier Bumerang spiele, dann spiele ich hier.

Und ich so:
Das spricht Ihnen niemand ab. Sie dürfen hier gerne weiter spielen.

Herr Bumerang wild gestikulierend und einen Vogel zeigend:
Wenn Sie nicht fähig sind für die Sicherheit ihrer Kinder zu sorgen, dann sollten Sie keine Kinder haben.

Und ich so:
Das stimmt.

Herr Bumerang einen Mittelfinger zeigend:
Was sind Sie für ein Vorbild für ihre Kinder? Ich spiele hier und der Bumerang könnte ihre Kinder am Kopf treffen.

Und ich so:
Ihren Gesten nach zu urteilen, haben Sie keine Kinder. Vielleicht sollten Sie besser trainieren, dass sie den Bumerang immer fangen, oder aber eine freie Wiese suchen, auf der keine Kinder spielen. Meine beiden Kinder sind ja nicht die einzigen, die hier spielen. Die Frage ist doch, warum Sie knapp die Hälfte dieses Platzes alleine in Anspruch nehmen, während sich 15 Jugendliche und Kinder auf der anderen Hälfte aufhalten sollen.

Herr Bumerang:
Ich war zuerst da.

Und ich so:
Das sagen meine Kinder auch immer.

Herr Bumerang kopfschüttelnd:
Ach, Sie werden es nie verstehen. Sie wollen es einfach nicht verstehen.

Und ich so:
Kann sein, allerdings zeige ich anderen Menschen weder einen Mittelfinger noch einen Vogel.

Herr Bumerang verlässt unsere Unterhaltung und begibt sich 20 Meter zurück zu seiner Bumerang Abwurf-Stelle. Wir fahren weiter und Sohn 1 und 2 fragen mich, warum der Mann so „blöd“ war. „Blöd“ ist übrigens auch nur ein „blöder“ Versuch das Wort „scheiße“ so lange wie möglich aus dem Sprachgebrauch der Kinder rauszuhalten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wir haben nun 30 Meter Abstand zu Herrn Bumerang. Ein letztes Mal versuche ich mit dem Mann zu reden.

Und ich so:
Ist dieser Abstand für Sie ausreichend? Können wir bis zu dieser Stelle unser Wettrennen fahren?

Herr Bumerang macht mit den Händen den Scheibenwischer vor dem Kopf.

Und ich so:
Das finde ich nicht mehr nett. Ich frage Sie höflich, ob dieser Abstand ausreichend ist und Sie antworten nur mit einer abfälligen Geste.

Herr Bumerang:
Das mache ich, weil Sie mich verarschen wollen.

Mir fällt keine Antwort mehr ein. Nun gut, jeder wie er mag. Herr Bumerang darf glauben, was er möchte, jedoch hat mir die Geschichte eines gezeigt: noch viele Bumerang-Würfe werden ins Land ziehen, ehe Herr Bumerang auf die Idee kommt, kurz mit einem Wurf zu warten, bis ein paar Fahrradfahrer wieder weg sind. Das Warten hätte 15 Sekunden gedauert, die nette Unterhaltung 2-3 Minuten. Manche Menschen kennt man nur aus Erzählungen und ich glaube Herr Bumerang gehört zu dieser seltenen Spezies.