Am Sonntag geht es für viele in Stuttgart mal wieder zur Wahl. Diesmal wird der/die Oberbürgermeister/in gesucht. Die ganze Zeit fand ich verblüffend, wie viele Sebastian Turner Plakate in dieser Stadt hängen. Diese penetranten Brezeln nerven schon ein wenig. Noch mehr störe ich mich aber an einem Gedanken, der nicht mehr aus meinem Kopf geht: sehr wenige Menschen besitzen sehr viel des Gesamtreichtums in diesem Land. Sebastian Turner gehört dazu. Das macht ihn weder zu einem besseren, noch zu einem schlechteren Menschen, die Frage muss dennoch gestellt werden: kann Multimillionär Turner wirklich eine Gesellschaft verändern?
Die Kontext Wochenzeitung hat unter dem Titel „Der Meister des großen Geldes“ bereits sehr viel aussagekräftiges dazu geschrieben:
Als Werbemann weiß Turner, dass „das große Geld“ bei einer Wahl in Deutschland nicht gut ankommt. Und in Baden-Württemberg, wo man seinen Reichtum, so vorhanden, nicht zur Schau stellt, schon zweimal nicht. Deshalb spricht der Kandidat während des Wahlkampfs nur unter seinesgleichen über sein eigenes Vermögen oder den Erfolg, den er mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hatte. Die übrigen OB-Bewerber verschonen ihn freundlicherweise mit kritischen Fragen. Wenn Journalisten den ansonsten meist besonnen wirkende Politneuling nach seinem Vermögen fragen, reagiert er unwirsch bis aggressiv und spricht von „absurden Spekulationen“.
Alleine dafür könnte ich der Kontext schon wieder mal 10,- EUR spenden. Die machen ganz großartige Arbeit und hinterfragen auch gerne mal die Zusammenhänge. Doch kurz zurück zu Turner. Ich hoffe inständig, dass die Wähler in Stuttgart sich nicht blenden lassen. Die Halbhöhenlage ist nicht ganz Stuttgart. Sie dient lediglich dazu das Geld unter sich zu belassen. Eine Umverteilung von Geld wäre vielleicht der einzige Weg die Gesellschaft ansatzweise zu verändern. Wohin zu viel Geld in zu wenigen Händen führt, lässt sich z.B. an den Mietpreisen erkennen. Ich möchte auch zukünftig in Stuttgart wohnen können. Mit Familie. Mit Kindern. Mit Leben. Hier habe ich ein Stück Heimat im „Exil“ gefunden. Ich bin politisch weder extrem links, noch extrem rechts. Extreme sind mir zuwider.
Das künstliche Konstrukt Sebastian Turner
Ein Sebastian Turner ist und bleibt aber NICHT wählbar. Wenn sich schon Frau Merkel persönlich für Herrn Turner einsetzt, dann riecht das ganz gewaltig nach Hinterzimmerplanungen. Herr Schäuble ist ja auch ein großer Turner Fan. Wie eigentlich die gesamte CDU. Da werden die ganz großen Zukunftsfäden gezogen. Diese Zukunftsfäden bereiten mit grössere Sorgen als ein Turner, der nur ein kleiner Teil des CDU-Gesamtkonzeptes ist. Wer sich so vor den Karren spannen lässt braucht nicht mit Parteilosigkeit werben. Glaubwürdigkeit gleich Null. Wir werden sehen, was am 21. Oktober passiert.
P.S. Wer immer noch nicht verstanden hat, dass das Thema Stuttgart 21 bei dieser Wahl komplett deplatziert ist, dem kann ich nicht mehr helfen. Bei keinem der Kandidaten konnte ich weiterhin konkrete Vorschläge zum Thema Bürgerbeteiligung finden. Damit meine ich KONKRET und nicht die Aussage, dass Stuttgart für alle da sei, bla bla bla, etc. Vielleicht denken einige darüber noch mal nach. Viel Spaß beim Wählen!