3 Monate ohne Facebook: Ich war ein dankbarer Sklave des Systems

Floyd 7 Kommentare WWW

Angefangen hatte alles mit der Sperrung meines Facebook Profils. Das war vor knapp 3 Monaten. Die erste Zeit des kalten Entzuges war hart. Jeder Browser den ich öffnete wollte mit der Facebook URL gefüllt werden um zu sehen, was es Neues im Freundeskreis gibt. Fast wie eine Art blinder Reflex: Browser öffnen, URL „www.facebook.com“ eingeben, Enter. Inzwischen hat sich der Reflex gelegt und „facebook.com“ wurde wieder durch „twitter.com“ ersetzt;)

facebook

Die vermeintlichen Statusupdates

Gefährlich finde ich rückblickend, dass mir bis dahin nicht bewusst war, welch unterbewusstes Suchtpotential Facebook mit sich bringt. Man empfindet es ja nicht als Sucht, sonder eher als eine Art Spaß. Doch Facebook ist definitiv ein Zeitfresser. 2-3 Stunden sind da am Tag schnell weg. Abends nach der Arbeit nach Hause, Rechner schon wieder an. Mal sehen, was die Menschen auf Facebook so treiben. Letztendlich lief aber immer alles auf eine Linkwüste hinaus. Befreundete Blogs posteten Links zu ihren Artikeln. Habe ich auch so gemacht. Allerdings war diese Information durch den RSS Reader redundant. Bei Twitter sind sie meist auch noch zu finden. Gut, manchmal wurden auch wirklich weltbewegende Ereignisse besprochen, wie z.B. die Frage: sollte Facebook mehr auf die Privatsphäre seiner User achten? Ein Vorteil des Fernbleibens von Facebook: der Computer konnte jetzt abends auch mal aus bleiben. Gut.

Facebook hat mich versklavt

Natürlich habe ich Facebook vordergründig nicht freiwillig verlassen, sondern wurde rausgeschmissen. Warum weiss ich bis heute nicht. Egal, interessiert sowieso keinen. Der Zeitpunkt für den Rauswurf hätte nicht besser sein können. Just in dem Moment als noch mehr Informationen der User gesammelt und dargestellt wurden und Facebook längst zum Netz im Netz geworden ist. Für mich war das Netz immer ein „freier Raum“, an dem ich mich ausleben konnte. Natürlich unter Berücksichtigung bestehender Gesetze, versteht sich. Facebook hatte mich jedoch versklavt. Unbewusst und ganz unterschwellig hat es mich zu seiner Geisel gemacht. Die Erkenntnis kam erst sehr spät. Und am Ende, ganz ehrlich, hat es mir nicht mal mehr Spaß gemacht. Da verriet mir Facebook, wer meiner Freunde auf diese billigen Tittenvideos geklickt hat, die dann automatisch ein „Gefällt mir“ auf deren Pinnwand erzeugt haben. Peinlich.

Die Angst vor dem Absprung

Niemals würde ich zu einem Facebook Exodus aufrufen. Einerseits weil dieser Blog überhaupt keine Reichweite hat, andererseits weil jeder Mensch für sich entscheidungsfähig genug ist. Aufrufe sind kindisch. Eine Ermunterung wäre passender. Denn um den Entzug zu spüren, muss man Facebook einfach mal ein paar Tage meiden. Hierzu benötigt es keinerlei Abmeldung. Einfach die Benachrichtigungen per Mail abbestellen und pausieren. Bewusst mit dem Wissen man könnte ja etwas enorm Wichtiges verpassen.

Mir geht es nicht um die Datenhandhabung von Facebook. Vielmehr geht es in erster Linie um das Suchtpotential dieser Plattform. Vielleicht seid ihr mental wesentlich weiter als ich und willensstärker, doch wer Facebook mal ein paar Tage ruhen lässt, wird tatsächlich persönliche Veränderungen feststellen. Die markanteste Änderung ist der Faktor Zeit. Man hat plötzlich so viel Zeit, wie schon lange nicht mehr. Zeit, von der man sonst immer behauptet, man hätte sie nicht. Schwierig könnte vielleicht der Übergang werden, was man denn nun mit der freien Zeit anfangen soll, aber da findet sich so einiges. Geniesst die Zeit! Probiert es doch mal aus, eure Erfahrungen würden mich interessieren. Habt ihr auch schon Suchtanzeichen bei euch erkannt?

7 Meinungen zu “3 Monate ohne Facebook: Ich war ein dankbarer Sklave des Systems

  1. pssst…. facebook hat dich zur geisel gemacht, nicht zur geissel.

    sonst alles top, auch inhaltlich haste natürlich meine volle zustimmung. ich bin gerade schwer soup-abhängig *hüstel*

    1. Werter Herr Korrektor, da hat das doppelte „s“ zugeschlagen. Besten Dank für den Hinweis, werde das natürlich ändern;) Und wie lautet deine werte soup Adresse?

  2. Sucht? Weiß net, eher nicht. Ich habe da eine Erweiterung, die mir anzeigt, ob’s was neues gibt – die funktioniert aber nur auf’m Windowsrechner. Daher gibt es schon Tage, wo ich nicht in Facebook eingeloggt bin. Wenn ich dann nach 2 Tagen wieder rein gehe, wundere ich mich, dass diese oder jene abonnierte Seite so gar nix geschrieben haben soll. Haben se aber, nur sortiert mir Facebook das weg, so dass ich wieder ganz hoch muss (Pos 1), auf „neueste Meldungen zuerst“ umschalten und dann wieder alles von vorne. Das nervt, aber ich kann mir das wie gesagt nicht immer merken, dass ich das als erstes tun muss, bzw. die ersten 3 vorsortierten sind tatsächlich interessant oder so. Und spätestens hier fängt der Zeitfaktor an eine Rolle zu spielen.

    Es gab auch schon Abende, da habe ich mich 3x ein- und ausgeloggt.

    Mit Google+ beschäftige ich mich weniger, liegt aber auch daran, dass da weniger los ist, bzw. dass der User-Blogger Cashy so viel bloggt, da sind locker mal 5 Posts von ihm oben auf, 90% geht mich nix an oder ist nur am Rande interessant. Schade, da man so die interessanten Dinge verpasst!

    Edit sagt: 5 sind mehr als einer ist.

  3. @MCBuhl
    Der Süchtige verleugnet seine Sucht bis er sie erkennen muss, wie Floyd, den es aus dem Facebook-Universum gekickt hat.
    Mir geht FB am A…. vorbei; habe zwar meinen Account, bin aber genervt von den Belanglosigkeiten, der Werbung und den Spielen, die sich dort versammeln. Nur als ich jetzt einen ehemaligen Schulkameraden meines Sohnes in München gesucht habe, hatte ich innerhalb von 10 Minuten eine Antwort. Das war schön.

    PS.: Bin eher Fakeblog-süchtig!

  4. Sorry could not resist to quit facebook! I tried facebook for 4,5 Years. It´s us who made this mess and here we go again! But life is utterly more fun in REALITY than in VIRTUALITIY! Trust me! Not only on sunscreen :) – but on quitting facebook gives your life more time to enjoy your life instead of looking for others who are pretending to enjoy their lifes! – SCNR :)

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