Auf dem Sprungbrett: Seepferdchen und Wasserratten

Floyd Kommentieren Menschenskinder

Da gibt es Momente, in denen kann ich die Welt um mich herum total vergessen. Am Wochenende war wieder so ein Tag. Ja, ich finde Kinder einfach weltklasse, oft auch anstrengend, aber trotzdem unglaublich bereichernd. Am Sonntag waren wir im Freibad. Vorausschickend sei gesagt, Kind 1 hat seit einigen Wochen das Seepferdchen, den Führerschein fürs kalte Nass. Inzwischen ist der kleine Kerl also einigermassen selbständig im Wasser unterwegs.

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Sprungbrett: Carsten Müller / CC BY-SA 2.0

Während Kind 2 mit Schwimmflügeln meist zu einem Wasserbesuch überredet werden möchte, ist Kind 1 bereits im Wasser, noch bevor die Badetasche ausgepackt ist. Ich schweife ab. Vor 2 Wochen wollte Kind 1 also zum ersten Mal vom Startblock springen, natürlich nur unter der Prämisse, dass ihn im Wasser ein Elternteil auffängt. Lasst mich verraten: das mit dem Auffangen ist eine super Idee. Während Kind 1 im Überschwang der Abkühlung wie ein Irrer auf mich hechtet, fange ich ihn auf, tauche unter, während das Kind natürlich schön brav mit dem Kopf über der Wasseroberfläche bleibt. Toll.

Mir war schnell klar, dass das nur eine kurzfristige Übergangslösung sein kann. Also versuchen wir auf seinen Wunsch hin einen Sprung ohne Auffangen. Zack, platsch, Kind 1 taucht unter, taucht wieder auf, und schimpft, warum ich ihn nicht gefangen habe. Das sind dann die kleinen Momente, in denen Kinder auch anstrengend sein können. Kind 2 ist natürlich auch am Startblock und will dem großen Bruder in nichts nachstehen. Mit Schwimmflügeln bewaffnet erklimmt er Block Nummer 7, reisst große Sprüche, während hinter ihm die jugendlichen Salto-Jungs auf ihren Einsatz warten.

Die Schlange hinter ihm wird länger, die ersten Jungs werden nervös. Kind 2 lässt sich jedoch nicht beirren, dreht sich um und sagt auf seine trockene Art und Weise: „Ich muss mich konzentrieren.“ Gut, die Schlange wartet weiter. Gefühlte 2 Minuten später (2 Minuten können sehr lange sein), steigt Kind 2 vom Startblock herunter und ruft mir ins Wasser zu: „Papa, ich springe doch lieber vom Fünfer.“ Die Schlange hinter ihm war etwas verblüfft aber froh, endlich springen zu dürfen.

Bereits damals löcherte mich Kind 1, wie hoch denn der „Einser“ ist. Kind 1 wollte gerne von da springen, allerdings wieder unter der Voraussetzung, dass ihn jemand im Wasser auffängt. Ich stellte mir vor, wie ich in 5 Jahren im Wasser darauf warte, meinen Sohn vom 10 Meter Turm aufzufangen. Ihr merkt, die Sache hat einen Haken. Also sagte ich ihm, dass er springen kann, ich im Wasser auf ihn warte, aber nicht auffangen werde. Anscheinend hat er noch ein paar Tage darüber nachgedacht, aber am Wochenende war es soweit.

Kind 1 klettert auf das 1-Meter Brett und springt ins Wasser. Wow, es gibt so Momente, die kann man nur im Gedächtnis für möglichst lange Zeit abspeichern. Das Leuchten in seinen Augen verrät seinen ganzen Stolz, die Überwindung, die es ihn gekostet hat und vieles mehr. Ein Moment des perfekten Glücks. Wir freuen uns zusammen und natürlich springt Kind 1 noch gefühlte 438 Mal vom 1-Meter Brett. Mal mit Anlauf, mal ohne, mal der Versuch einer „Arschbombe“, was bei so einem kleinen Kinderpo wirklich lustig aussieht.

Lustig, irgendwie fühle ich mich genauso glücklich wie Kind 1. Sprungbrett FTW!