Daimler schaltet Facebook Gruppe ab?

Floyd 8 Kommentare Der letzte Fake

Klar, ihr alle kennt meine Einstellung zu Stuttgart 21. Die Bäume sollten erhalten bleiben. Definitiv. Die Golem Meldung, dass Daimler die Facebook Gruppe „Daimler-Kollegen gegen Stuttgart 21“ liquidiert haben soll rief in mir ein gewisses Unwohlsein hervor. Das Löschen der Gruppe geht natürlich nicht. Nur: wenn immer von Shitstorms gesprochen wird, dann gibt es eben auch die, die einen selbst treffen können. Einige Verhaltensregeln sollte man zur eigenen Sicherheit beachten.

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Grund für die Zitierung der Mitarbeiter in höchste Etagen

Als Daimler Mitarbeiter bei einem Wall-Post auf „Gefällt mir“ zu klicken, in dem Dieter Zetsche als „Spitze des Lügenpacks“ bezeichnet wird ist mehr als dämlich. Sorry. Dass Angela Merkel und Stefan Mappus in diesem Post ebenfalls genannt worden sein sollen spielt dabei eine Nebenrolle. Auch wenn die MLPD schreibt, dass das Wort „Lügenpack“ auf den Demos vielfach gerufen wird, so ist das auf Facebook etwas anderes. Erstens bleibt es da für immer stehen. Zweitens befindet der Mensch sich dort nicht in einer Masse, sondern als Individuum, erkenntlich für jedermann. Auch für Herrn Zetsche und seine fleissigen Facebookscanner.

Die neue Ehrlichkeit heisst Konsequenz

Wenn die betreffenden Mitarbeiter die Einstellung des Herrn Zetsche zu Stuttgart 21 so dermassen stört, dann wäre die für mich logische Konsequenz den Arbeitsplatz zu wechseln. Das wäre aber wieder ein anderes Thema: muss Arbeit Sinn stiften, ja oder nein?

8 Meinungen zu “Daimler schaltet Facebook Gruppe ab?

  1. Ich finde das nicht Schlimm das mit den Mitarbeitern gesprochen hat. Nur wenn daraus Konsequenzen ala Abmahnung oder Rauswurf enstanden wären, hätte ich es als Kritisch empfunden. Vorallem für ein Gefällt mir, das drückt man doch schon sehr inflationär. Der Verfasser des Posts ist da jetzt mal ausgenommen. Das Löschen der Gruppe geht auf keinen Fall in Ordnung. Wenn es denn Stimmt.

  2. Ist der Satz „die neue Ehrlichkeit heißt Konsequenz“ nicht ein bisschen sehr, sagen wir, radikal? Nur, weil ich bei einem Unternehmen angestellt bin, muss ich ja nicht jedes Tun und Lassen des Chefs gut finden, oder? Als Privatperson kann man sich doch durchaus eine differenzierte Meinung haben. Sowas nennt sich Meinungsfreiheit und ist meines Erachtens eines der höchsten Güter in diesem Staat. Gut, jeder Mitarbeiter sollte sich darüber im Klaren sein, dass er im Netz nicht anonym ist und die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Person waren, aber gleich kündigen?

  3. Guten Morgen,
    hier geht es um ein grundsätzliches Problem, was weit über die Grenzen von Daimler hinaus reicht. Im Fokus steht die Frage, wann ein Mitarbeiter noch im Namen des Unternehmens spricht und wann er als Privatperson im Netz auftritt. Wo verläuft die Grenze? Natürlich muss es eine gewisse Sensibilität hinsichtlich meiner Meinungsäußerungen im Netz geben. Selbst wenn ich es nicht will, werden meine Ansichten mit denen des Unternehmens gleich gesetzt. Das birgt vor allem Gefahren für den Konzern, der ja eine professionelle Kommunikationsstrategie verfolgt. Dem gegenüber steht allerdings die Meinungsfreiheit des Privaten, die mit Sicherheit über jedem Arbeitsvertrag steht (solange keine Rechtsverstöße vorliegen wie Beleidigung, etc.).

    Sehr kritisch sehe ich allerdings den Satz: „Wenn die betreffenden Mitarbeiter die Einstellung des Herrn Zetsche zu Stuttgart 21 so dermassen stört, dann wäre die für mich logische Konsequenz den Arbeitsplatz zu wechseln.“ Nur weil jemand die Ansichten seines Chefs nicht mag, muss er nicht seine Passion für die Automobilindustrie aufgeben (erst recht nicht in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten). Das Fazit der ganzen Thematik ist zu kurz gedacht und lautet daher nicht „Die neue Ehrlichkeit heisst Konsequenz“, sondern: Die neue Ehrlichkeit heisst Konsequenz in der sensiblen Abwägung eigener wie der Unternehmensinteressen.“

    Grüße

  4. @Tine @Christian: Vielen Dank für eure Kommentare. Natürlich stört ihr euch an dem Satz „Die neue Ehrlichkeit heisst Konsequenz“. Was ich allerdings damit meinte ist: wenn ich persönlich wirklich ein so großes Problem mit dem habe, was ein Chef von sich gibt, dann muss ich eben abwägen. Gehe ich als Interessensgruppe über den Betriebsrat und versuche ein Gespräch zu suchen, oder oder oder.

    Die schlechteste aller Lösungen ist aber eine Facebook-Gruppe „Daimler-Kollegen gegen Stuttgart 21“ zu gründen. Denn Christian, ich stimme dir voll und ganz zu: die Arbeitswelt und das Privatleben vermischen sich im Internet in immer stärkerem Maße. Sobald ich aber einen Firmennamen in der Gruppe verwende forciere ich diese Vermischung. Anders gesagt: würde Daimler Mitarbeiter zu sich zitieren, die auf der Facebook Seite „Kein Stuttgart 21“ ein „Gefällt mir“ abgegeben haben fände ich das verwerflich. So aber finde ich den Vorgang, dass man mit den Mitarbeitern spricht absolut in Ordnung.

    Zumindest sollte man sich fragen, warum man seinen „Chef“ als Lügenpack bezeichnet. Doch um ein wenig Verständnis aufzubringen: ein Klick auf „Gefällt mir“ hat heutzutage längst nicht mehr den Status, den der Button vorgibt. Man klickt mal schnell hier „Gefällt mir“, mal schnell da. Eigentlich ist es eine Art Weiterempfehlung für die eigenen Freunde.

    @Christian: „Die neue Ehrlichkeit heisst Konsequenz in der sensiblen Abwägung eigener wie der Unternehmensinteressen.“ Deinen Vorschlag finde ich gut und wahrscheinlich drückt er das aus, was ich sagen wollte;) Obwohl, nein, nicht ganz. Denn ich habe den Satz geschrieben, nachdem ich innerlich schon eine Entscheidung getroffen habe, dass meine eigenen Interessen über denen des Unternehmens stehen. Deshalb dieser Satz.

    Meinungsfreiheit ist das absolut höchste Gut, das wir besitzen. Nur eine gewisse Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander auch. Was meine ich damit? Ich würde mir wünschen, dass die in diesem Fall betroffenen Mitarbeiter versucht hätten eine direkte Lösung zu finden. Über den Betriebsrat, über eine Interessensgruppe, was auch immer. Denn Veränderungen sind über Facebook sehr schwer zu erreichen. Die Veränderungen finden immer noch im realen Leben statt.

    1. Ganz im Sinne der Meinungsfreiheit akzeptiere ich Deine Antwort voll und ganz :-)
      Ich glaube, im Großen und Ganzen sind wir uns einig!

      Sehr schön finde ich, dass Du Facebook und die reale Welt streng trennst. Dieser, meiner Meinung nach essentielle Fakt, wird leider immer wieder (auch in der professionellen PR-Praxis) vergessen.

      Grüße

      1. Der Wandel bei der Verschmelzung von Online und Offline ist auf jeden Fall sehr interessant. Wir alle haben wahrscheinlich noch sehr viel zu lernen in diesem Prozess. Keiner weiss genau, wie sich alles weiterentwickeln wird. Dennoch ist es wichtig, dass wir Fehler machen und daraus lernen. Denn Fehler geben uns erst die Möglichkeit uns zu entwickeln. Ich trenne z.B. sehr stark meine Arbeit und mein privates Leben, oder zumindest so gut es geht. Denn was ich hier, bei Facebook, Twitter oder wo auch immer von mir gebe ist meine persönliche Meinung, die ich aber niemals mit einem Unternehmen in Verbindung bringen würde.

        Und mal unter uns, ich hoffe dass wir irgendwann natürlich auch durch Online Aktivitäten die Realität stärker beeinflussen können. Allerdings brauchen wir hierfür mehr als ein „Gefällt mir“ bei Facebook;)

        Danke für deine Antwort.

  5. Hallo Leute,
    Daimler veranlaßte die Abschaltung der Gruppen-Seite bei Facebook komplett. Neu heißt sie: Daimler-Kollegen – IMMERNOCH gegen Stuttgart 21.

    2 Kollegen (der Betriebsratsliste OFFENSIVE METALLER) bekamen eine mündliche Ermahnung aus der Personalabteilung. Weitere Schritte wollte Daimler nicht einleiten, weil IG Metall sonst Raubauk gemacht hätte. Dass dies kein Einzelfall ist zeigt dererst kürzlich aufgedeckte Skandal eines Daimler-Mitarbeiters, der über einen Account der Daimler-AG Einträge bei Wikipedia änderte, die Daimler nicht mochte.Soviel zum Thema „Compliane“ (Daimler-hält-sich-an-Gesetze-Richtlinie).

    Man kann einen Kollegen ansprechen, der den „Gefällt-mir“ Button anklickte, aber nicht die ganze Gruppe zensieren. Das ist Zensur und damit Gesetzesbruch! Leider werden wir noch öfters solche Sachen hören, denn die Veranwortlichen im Konzern lernen „sehr langsam“ …

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