Zurück um weiter zu gehen – auf der Suche nach der rauscharmen digitalen Positiveness

Floyd 7 Kommentare WWW

Heute muss ich mir ein paar Zeilen von der Seele schreiben, die mich schon ganz lange beschäftigen. Was mache ich hier überhaupt? Keine Angst, das ist keine Sinnkrise, auch keine eventuell bevorstehende Mittlebens-Krise. Das ist eine digitale Informations-Reizüberflutungs-Krise. Mein Geist fühlt sich dermassen überinformiert an, dass es Zeit wird auszubrechen. Auszubrechen aus diesem Alltagsraster. Damit meine ich nicht mein privates Umfeld, sondern mein Netzleben, Fakeblog und diese ganzen sozialen Plattformen, deren Rauschen mir bald einen Tinnitus bescheren könnten.

Meer Italien Urlaub - mehr Ruhe durch weniger Grundrauschen im Internet

Was war?

Nach ein paar Jahren der Bloggerei fällt mir auf: das ist doch alles gequirlter Unfug, oder? Wo verdammt noch mal war diese Weiche falsch gestellt, so dass ich in eine Richtung gefahren bin, die mir jetzt völlig absurd erscheint. Erst gestern merkte ich dies überdeutlich. „Also gut, dann schreibst du kurz einen kleinen Artikel zum Tod von Steve Jobs“. What? Nein, das bin doch nicht ich. Tausende, ach was sage ich, Millionen von Blogs sagen „Tschüß Steve“. Tschüß zu einem Menschen, den ich gar nicht kannte. Am besten hat das noch der Caschy hinbekommen, finde ich. Persönlich. Die Geschwindigkeit, in der diese Informationen an mir vorbeirauschen ist enorm. Liegt es an diesen Echokammern, in denen ich gefangen bin? Egal welche Timeline, alles ist voll von Steve Jobs. Nichts für ungut, er war sicherlich ein Mensch, der die Welt verändert hat. Mir war aber gestern eher danach etwas über diese bescheuerte Seitenbacher Radiowerbung zu schreiben. Dennoch habe ich es nicht getan. Warum? Um dies herauszufinden schreibe ich diese Zeilen. Hoffentlich fällt der Groschen.

Der Ausstieg aus Facebook war ein Anfang

Sicherlich habe ich einen Großteil des Grundrauschens im Netz seit dem Verlassen von Facebook bereinigt. Das war ein guter Schritt. Als nächstes werde ich wohl Google+ in Angriff nehmen. Genau betrachtet bekomme ich dort nur die Informationen, die ich auf Twitter auch bekomme. Klar, man folgt einem ähnlichen Personenkreis. Aber das Netz ist eben weder schwarz noch weiss. Ich bin auf der Suche nach den interessanten Graustufen. Eine mühselige Arbeit, die für mich persönlich „richtigen“ Menschen im Netz zu finden und zu filtern. Jedoch stelle ich immer mehr fest, dass die Diskussionskultur ein wenig nachgelassen hat. Die Pseudonymdebatte ist da ein ganz gutes Beispiel. Gestern habe ich lange über mein zukünftiges Netzleben nachgedacht und festgestellt: ich brauche eine Entschleunigung.

Reduktion Reduktion Reduktion

Wir alle kennen das, oder? Man verbringt Zeit in diesem Internet. Die Hälfte der Zeit oder länger liest man redundante Informationen, also den fünfzehnten Artikel zum Tod von Steve Jobs, den zwanzigsten Artikel zum Verbot des „Gefällt mir“ Buttons in Schleswig Holstein. Würde ich diese Artikel lesen um mir ein umfassendes Bild zu machen, dann wäre das sinnvoll. Oftmals liest man aber einfach nur so vor sich hin bis ZACK, die nächste Neuheit eintrudelt. +++EILT+++ oder so ähnlich. Dann liest man dort weiter. Bei mir häufig Themen, die mit unserem Superbahnhof in Stuttgart zu tun haben. Baustopp, ja, nein, ach was weiss ich. ZACK, nächstes Thema… So liesse sich das unendlich fortführen und am Ende des Tages merkt man, dass man nichts geschafft hat.

Keine einzige eigene Idee konnte realisiert werden. Man weiss jetzt zwar über Gott und die Welt bescheid, jedoch nicht über das was man selbst kreieren möchte. Dies kann ein Artikel sein, eine neue Plattform entwickeln, ein tolles Design erstellen, ein Video drehen, ein Gedicht schreiben etc. All dies ist aber nicht möglich, wenn ich mich durch alle News des Tages klicke. Dann schaffe ich lediglich das wiederzugeben, was alle anderen erstens schon viel früher und zweitens noch viel besser geschrieben haben. Ich kaue also Informationen wider, die ihr alle schon habt. Ich bin also das Rindvieh des Internets, sitze da und kaue Informationen wider. Muh. Sinnvoll? Mir stellt sich spätestens an diesem Punkt eine ernsthafte Sinnfrage. Da werden digitale Säue durchs Netz getrieben und die Frage bleibt: muss ich das Rindvieh sein, das diese Säue ebenfalls durchs Netz jagt? Nein.

Mein Feed Reader & die Blogs

Dann habe ich gestern angefangen meinen RSS Reader zu entrümpeln. Blogs, die ich nicht mehr lese zu löschen. Als ich nach etwas längerer Zeit wieder mal im Feed Reader unterwegs war stellte ich mit Erstaunen fest, dass dort so einiges geboten war. Tolle Artikel, tolle Blogs, die ich lange nicht mehr gelesen habe. Diese waren einfach in den Hintergrund gerückt durch diese zeitfressenden Plattformen wie Google+, Facebook, etc. Und ich merkte, was sich durch das regelmässige Veröffentlichen von Artikeln in Wahrheit veränderte. Meine Beziehung zu anderen Blogs. Ob das nun Daniel vom Kotzenden Einhorn ist oder der Max oder oder oder… Verblüffend fand ich beim Durchforsten des Feed Readers, dass viele Blogs keine Trackbacks mehr anzeigen. Warum? Habe ich da einen Trend verpasst? Die Blogroll, so manche Blogs diese noch haben, schauen aus wie vor 2 Jahren. Die gleichen Links. War da Stillstand? Hat man sich persönlich nicht im geringsten verändert, neue Blogs gefunden, etc. Da schliesse ich mich ausdrücklich mit ein. Ich vergesse es einfach tolle neue Blogs mit aufzunehmen. Das werde ich ab sofort ändern.

Die Sache mit den Kommentaren

Ja, ich empfinde es als große Ehre, wenn sich ein/e Leser/in die Mühe macht einen Artikel zu kommentieren. Die beste Ergänzung zu einem Artikel ist dessen Fortführung in den Kommentaren. Leider habe ich hier noch relativ wenig Kommentare, aber das werde ich überleben. Manchmal aber habe ich auf Kommentare nicht in ausreichendem Umfang reagiert. Mein Fehler. Das wird sich zukünftig auch ändern. Die Zeit, die ich beim NICHT Lesen redundanter Informationen spare, werde ich in gute Kommentare investieren.

Zurück, um weiter zu gehen

Momentan habe ich so ein Gefühl, dass ich wieder zu den Wurzeln zurückkehre, bei denen ich schon mal war. Aber das ist es mir wert. Vielleicht merke ich nach einiger Zeit, dass das immer noch nicht mein persönlich richtiger Weg ist, aber hey: Was soll´s? Dann kann ich mich wieder neu entscheiden. Manchmal muss man eben wieder ein Stück zurück, um an einer bekannten Weiche in eine andere Richtung zu fahren. In der Hoffnung, dass auf diesem neuen Weg viele neue Überraschungen warten. Darauf freue ich mich. Digital gesehen.

Gedankensplitter:
Vielleicht mache ich mir diese Gedanken aber auch nur, weil ich dieses Jahr noch nicht im Urlaub war. Wer weiss.

Bildnachweis
gvmis, CC BY 2.0

7 Meinungen zu “Zurück um weiter zu gehen – auf der Suche nach der rauscharmen digitalen Positiveness

  1. Ich sach nur „Linus Torvalds lebt!“ :)

    Aber im Ernst: schreib doch einfach, WAS DICH INTERESSIERT oder was du glaubst, was deine Leser ohne dich nie erfahren würden. So halte ich das mit der Bloggerei. Nicht jeden Schmu mitmachen, nicht auf jeden Trend aufspringen, sondern die Leute einfach mit interessanten Dingen bei der Stange halten. Ob das jetzt die neuesten Trends und News sind ist doch völlig schnuppe, die gibts eh an jeder Ecke :)

    Andererseits: mein Miniblog ist natürlich nicht der Rede wert, wenn es dir um Pageviews geht. In dem Fall würde ich dir raten, in jeden dritten Post die Wörter „Titten“, „Porn“ oder auch „Muschi“ einfließen zu lassen. Höhö.

    Nee mein Gutster, du machst das schon ganz richtig. Pfeif auf die große Masse, die interessiert dich doch eh nicht wirklich. Mach dein Ding, dafür wirst du gelesen und geliebt. Easy.

    1. Nein, hab ich gestern abend vom Johnny abgeschrieben ;) Kurz ernst bleiben: seit ich da bei diesem Facebook Dingens weg bin merke ich tatsächlich, wie gut sich einige Informationsströme entwickelt haben. Eben nicht mehr dieses „Hier ne News, da einer tot, hier einer der was gegen den hat“ usw.

      Glaube der Johnny hat die Phase schon länger, wobei es ihm, wenn ich es richtig lese eher darum geht sich von einigen Menschen aus seinen Netzwerken zu trennen. Oh weia, ist das dann die digitale Scheidung?

      Ich überlege eher mich von diesen ganzen Plattformen zu trennen und mich voll und ganz auf Blog zu konzentrieren. Also ich trenne mich alleine von einer Masse ab;) Mensch ist das aber kompliziert. Wobei, mit anderen Blogs würde ich mich gerne verbinden;) Ach Mensch, ich weiss doch auch nicht so genau. Ich weiss nur, dass sich da was ändern muss ;) Und, dass Johnny älter ist als ich;)

    1. Keine Panik, ans Aufhören dachte ich nicht, nur daran fast nur noch den/das Blog zu schreiben und viele Social Media Plattformen zu meiden;) Aber die Verlinkung von dir oben auf Sarah Hockemeier??? Wie kommst du dahin? Sorry für meine eventuelle Bildungslücke, aber muss man die kennen? Ich meine wer nennt sein Kind „Tyler-Joel“? Vom Rest der Seite mal ganz zu schweigen;)

      1. Die Seite ist mein Lieblings-Grusel-Blog. Das Mädchen hat zwar einen Sohn und anscheinend ausreichend Geld um jeden Tag zu shoppen, aber keine Ausbildung, keinen Job, vor allen Dingen keine politische Meinung. Und dennoch steht sie auf Platz 2 der Rangliste bei overblog.de, mit einer Menge Leser, da können wir beide nur von träumen.
        Aber ich musste das einfach mal loswerden – Wenn Deine Kinder nicht zur Schule wollen, denk an Sarah Hockmeier (ROFL – um im Jargon zu bleiben) XD

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