Wir alten Säcke sind nicht das Internet

Floyd 9 Kommentare WWW

Irgendwie ist mein Kopf zwischen völliger Erschöpfung und voller neuem Tatendrang. Alleine der Körper liegt gerade auf der Couch und kann nichts mehr machen. 3 Tage republica sind anstrengend. Gerade wenn man sich auch mal von Vorträgen überraschen lassen möchte und nicht den geheimen Masterplan in der Tasche hat. Doch heute geht es mir eher um ein Thema, das mir im Zusammenhang mit der Veranstaltung auffiel. Ich bin ein alter Sack. So ein Jugendlicher kam auf mich zu und meinte, dass er die Graufärbung meiner Haare echt „cool“ fände. Das war gelogen, hätte aber passieren können.

station berlin republica
station berlin republica

Der Nachwuchs ist da

Bei keiner vorangegangenen republica fielen mir so viele Kinder auf. Hier schnalzte ein kleines Mädchen mit der Zunge aus dem Fenster, während die Mutter dem Vortrag lauschte. War übrigens ein tolles Mädchen, habe 5 Minuten mit ihr Zunge schnalzen lassen. Dann waren da die Jungs, die am MacBook Air des Vaters auf spielaffe unterwegs waren. Diese Geschichten liessen sich ewig fortsetzen. Aber was machen wir denn jetzt mit diesen Kindern und Jugendlichen auf der republica? An allen Ecken und Enden war es spürbar. „Die“ benutzen irgendwie ein anderes Netz als ich. Ja, ja, die Kritikerstimmen mit „Das ist absolut normal und nicht besorgniserregend“ in den Köpfen, werden mir genau das entgegnen.

Dennoch: ich würde sehr gerne mehr über die Jugend erfahren. Gerade bei einer republica Konferenz. Natürlich funktioniert es nicht, wenn sich Erwachsene über ein Kindernetz Gedanken machen und die „Zielgruppe“ aussen vor lassen. Kinder bilden das Kindernetz und das existiert schon lange. Vielleicht sind die Anlaufstellen sogar gleich, aber nach meinem Austausch war ich doch überrascht, wie klein meine Blase ist, in der ich mich bewege. Facebook, das freute mich sehr, ist eben nicht Nummer 1 Kanal bei Jugendlichen. Whatsapp ist Favorit, weil da nur der eigene Stream läuft, nicht unterbrochen von nerviger Werbung. Viele Jugendliche schauen kein TV mehr, sondern YouTube. Was und wann sie wollen, nicht wann ein TV-Sender denkt, dass Jugendliche vor dem TV sitzen sollten.

Jugend-Panels auf der republica 14

So toll die republica war, nächstes Jahr könnte da mehr in Richtung Jugend gehen. Hier eine Liste loser Gedanken, die in meinem Kopf umherschwirren:

  • Jugendliche Panels integrieren, vielleicht gar als Jugendbühne
  • Mehr Panels mit Austausch von „Alt“ und „Jung“ auf einer Bühne
  • Hackerspace für Jugendliche
  • Kinderbetreuung ;)

Ach ja, vielleicht reiche ich da einfach mal ein paar Ideen ein. Mal sehen. Ansonsten danke an alle Organisatoren der republica und an alle freiwilligen Helfer. Die 3 Tage waren sehr schön.

9 Meinungen zu “Wir alten Säcke sind nicht das Internet

    1. Ihr seid jetzt schon an der Planung von 2014? Macht doch zuerst eine kleine Pause;) Wie schon im Artikel geschrieben: danke für die 3 tollen Tage. Für nächstes Jahr finden sich sicherlich viele Ansatzpunkte, es sollte ja auch nicht erzwungen wirken, sondern von sich aus wachsen dürfen.

      Vielleicht gibt es auch nur Schnalzen für alle;)

      P.S. die republica ist für mich ja eher wie ein Festival, denn wie eine „Konferenz“ und da kam mir dieses Jahr zum ersten Mal der Gedanke, dass ich gerne mit der Familie vor Ort gewesen wäre. Die hätten das bestimmt spannend gefunden.

  1. Super. Ich hatte auch ähnliche Gedanken. Auch in Verbindung mit unterschiedlichen Workshops zum Austausch der Erwachsenen. Dass man das einfach mal systematisch sammelt: „Wie geht ihr mit Internet und Kindern um?“ Was gibt es für technische Kniffs (von Regulierung über Fritzbox bis Kindersicherungssoftware – nötig und sinnvoll???) bis reinen Erfahrungen (wie kommuniziere ich, was für Themen gehen an mir als Erwachsenen vorbei etc.)

  2. Ich lasse die re:publica mal sehr bewusst raus, meine Meinung zu dem Thema dürfte hinlänglich bekannt sein, aber mit drei Kids im Grundschulalter am Computer bin ich immer wieder erstaunt welche Hürden die Kids überwinden und wie vorsichtig sie mit schwierigen und zweifelhaften Inhalten umgehen. Manchmal glaube ich, dass die nicht unsere Anleitung brauchen, sondern wir lieber mal auf sie hören sollten.

    Dass meine 10-Jährige einige Blogartikel von mir auf facebook liked, nahm ich solange als Tochterliebe bis sie mir sehr deutlich erklärte warum ein anderer Artikel „Scheiße“ sei. Ich hatte für sie einfach zu viel vorausgesetzt.

    Ich glaube da entstehen gerade die Menschen die wirklich das Netz sind. Während ihre Lehrer noch auf Klassenfahrten ein Handyverbot erteilen und großzügig mp3 Player erlauben, laden die sich von Youtube Songs herunter und wandeln sie in ihr bevorzugtes Format oder kaufen die Lieder die sie wirklich wollen gleich bei Amazon oder sonstwo. Ich bin den ganzen Tag online, aber die leben wirklich online und zwar ohne darüber nachzudenken.

  3. Kinderbetreuung wäre super – genau das war dieses Jahr mein Problem. Oder Workshops für Groß und Klein zum Thema „Kindernetz“.

    Ich glaube, auch beim Thema Gaming haben viele Eltern Nachholbedarf (z.B. ich): was sind die angesagten Spiele, welche davon sind empfehlenswert…?

    Bin gespannt auf neue Ideen in diese Richtung!

  4. den re:publikater hatte ich auch… ja – und schön war es…

    ich glaube, dass das „machen“ bei den jungen säcken schon viel mehr verbreitet ist, als es draussen ankommt. mediakraft sind so ziemlich die einzigen kommerziellen, die dem eine bühne bieten auch wenn ich mit dem content wenig, bis nicht anfangen kann, aber da gibt es bistimmt gehaltvolleres. die einbindung der jugend wäre großartige inspiration und nötiger austausch.

    und: nach in|side|out müsste eigentlich „showtime“ die logische konsequenz sein.

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