Zu Böhmermanns Gedicht habe mich damals bewusst nichts geäußert. Kann jeder für sich beurteilen, wie man das findet. Nun steht aber Recep Tayyip Erdoğan wieder im Mittelpunkt. Im Bundestag. Der Detlef hat´s gemacht. Der CDU-Detlef. Der Seifs Detlef von der CDU. Zuerst dachte ich, Böhmermann hätte einen Tonspurdub aus der Rede gemacht. Aber das Ding ist echt. Realsatire. Aber sowas von real. Dabei wollte Detlef Seif Böhmermanns Gedicht nur zitieren und dafür sorgen, dass der Inhalt bekannt wird. Denn anscheinend haben noch nicht alle Abgeordneten das Gedicht in vollem Umfang verstanden oder gelesen.
Kleiner Hinweis: Auch wenn man als Politikerin davon ausgeht, dass die geneigten Follower auf Twitter sich genau auskennen. Dem ist nicht immer so. Und dann steht da so ein Tweet, den die Mehrzahl der Menschen für total schwachsinnig halten wird, weil eben der gedachte Kontext fehlt. Oder es gibt keinen Kontext ;)
Unter #merkelstreichelt wird Angela Merkel heftig angegangen. Kälte wirft man ihr vor. Im Zuge der „Kommt lasst uns mal wieder mit den Bürgern reden“ Kampagne unterhielt sich Frau Merkel knapp 90 Minuten mit Schüler_innen in Rostock. Während des Gesprächs meldet sich Reem zu Wort. Ein Mädchen, das mit ihrer Familie seit 4 Jahren in Deutschland lebt, zur Schule geht und komplett integriert scheint. Nun kann es sein, dass Reem und ihre Familie abgeschoben wird. Sie ist verzweifelt. Sie sieht keinen Ausweg. Weint. Merkel kommt und streichelt sie. #merkelstreichelt eben.
Das oben zu sehende NDR Video, das kursiert, zeigt einen Ausschnitt einer knapp 12-minütigen Unterhaltung zur Flüchtlingspolitik. Hier der ganze Teil zur Flüchtlingspolitik.
Ich will mich auch gar nicht an der Szene des Videos abarbeiten. Das haben die meisten Menschen Blogsum michherum haben bereits länger oder kürzer darüber geschrieben. Viel interessanter finde ich, wie Merkel ihre seit Jahren gescheiterte Flüchtlingspolitik vertuscht verteidigt und kommunikativ als Meisterleistung noch eins draufsetzt:
Und wenn wir jetzt sagen: „Ihr könnt alle kommen, und ihr könnt alle aus Afrika kommen, und ihr könnt alle kommen.“ Das, das können wir auch nicht schaffen. Und da sind wir jetzt in diesem Zwiespalt. Und die einzige Antwort, die wir sagen ist: bloß nicht so lange, dass es so lange dauert, bis die Sachen entschieden sind. Aber es werden manche auch wieder zurückgehen müssen.
So macht das ein Kommunikationsprofi. Eigene Fehlpolitik wegschieben und auf den eigenen Tatendrang hinweisen. Gepaart mit der einzigen, richtigen Lösung. Alternativen? Bloß nicht. Umdenken? Nein. Aber auch das ist immer noch nicht überraschend.
Was passiert auf Twitter
Ich schaue auf Twitter, was die Menschen unter #merkelstreichelt schreiben. Erst da fehlen mir ob der Verblendung vieler Menschen die Worte. Meine Reaktion:
Es gibt noch viel in der Asylpolitik zu tun! Das liegt nicht nur an Merkel,das ist schon Jahrzehntelang versäumt worden!#merkelstreichelt
Wie lange regiert Merkel nun? Seit 22. November 2005. Fast 10 Jahre. Eine Dekade. Die dritte Amtsperiode, in der etwas hätte bewegt werden können. Wie viele Jahrzehnte wurden denn Fehler in der Flüchtlingspolitik gemacht? Und in wie vielen Jahren kann man vorausgegangene Fehlentscheidungen korrigieren? 10 Jahre sind mehr als genug.
Nehmt das Mädchen doch bei euch auf, statt hier über #MerkelStreichelt zu motzen. Freiwillige? Nicht? War klar. Heuchler.
Diese Tweets sind ganz wunderbare Beispiele für fehlgeleitetes Denken. Die Forderung Flüchtlinge in „eigenen“ Wohnungen aufzunehmen geht vollkommen am Kern der Diskussion vorbei. Warum schreiben Menschen einen derartigen Unfug? Haben sie die Befürchtung, dass Deutschland tatsächlich zu klein ist? Oh, da hat Frau Merkel wirklich ganze Arbeit geleistet.
Was haben wir nun gelernt?
Natürlich hat die #merkelstreichelt Debatte doch zu etwas geführt: Nun wissen bereits junge, weltoffene Menschen, dass „Fremdes“ irgendwie schnell weg muss. Darüber sollte man sich aufregen. Das Streicheln und die Empathie waren im Rahmen der menschlichen Möglichkeiten Merkels hingegen fast schon revolutionär.
Danke Ronny für das Fundstück. Ich muss mir das hier ins Blog kleben: Unsere heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nach der Abiturfeier nachts um 4 Uhr betrunken aus einem Boot gekippt. Verdammt. Das macht sie so menschlich. So nahbar. Unter Berücksichtigung des LeFloid #netzfragtmerkel Hypes eine ganz nette Abwechslung. Frau Merkel vor 21 Jahren. Betrunken und Döner essend. Eine, die von sich selbst sagt:
Ich war das Mädchen, das Erdnüsse ißt und nicht tanzt.
CAMPINO: Waren Sie überhaupt irgendwann einmal jung?
MERKEL: Bei mir war das irgendwie anders. Ich habe viele meiner Freunde beneidet. Die konnten Musik hören und dabei ihre Schularbeiten machen. Ich habe das nie geschafft, und doch erschien mir das als erstrebenswert, weil die meisten jungen Leute das können. Auf Feten war ich unheimlich traurig, daß ich mich nicht in die Musik reinsteigern konnte. Ich war immer das Mädchen, das Erdnüsse ißt und nicht tanzt.
(…)
CAMPINO: Waren Sie mal richtig betrunken? Ich meine: Hat es mal einen Zeitpunkt gegeben, an dem Sie jung waren und richtig betrunken?
MERKEL: Ja.
CAMPINO: Können Sie uns das mal erklären?
MERKEL: Was heißt erklären? Waren Sie noch nie betrunken?
CAMPINO: Ich würde sagen: Die Frage ist dumm. Ich gebe sie an Sie zurück.
MERKEL: Ich bin mal aus einem Boot gekippt. Das war nachts, vier Uhr früh, nach der Abiturfeier. Ich war damals achtzehn. Ich hatte zuviel von dem Kirsch-Whisky getrunken, und dann hatte ich plötzlich einen Aussetzen. Für einen Moment hatte ich vergessen, daß ich ins Wasser falle, wenn der neben mir aufsteht.
Wenn jemand so blöd ist und als Promi ein Nacktfoto von sich selbst macht und ins Netz stellt, hat er doch nicht von uns zu erwarten, dass wir ihn schützen. Vor Dummheit kann man die Menschen nur eingeschränkt bewahren.
Jetzt müssen wir nicht darüber reden, wie unpassend diese Aussage war, da es sich um einen iCloud-Hack handelte. Dumm ist natürlich auch, dass man zwar große Reden schwingen, den Leak eigener Fotos aber nicht unbedingt verhindern kann. Hack ist Hack. Die Fotos zeigen, dass Nacktheit nicht die eigentliche Problemstellung ist.
P.S. Der Hinweis, dass dies ein satirischer Beitrag ist, sollte eigentlich überflüssig sein. Wer es dennoch schwarz auf weiss braucht: dieser Beitrag ist Satire. S-A-T-I-R-E.